Unruhige Ruhe
In dieser Story


Hintergrund
Dem von vielen guten Fotografen gepredigten Grundsatz “Ein Bild muss Emotionen erzeugen” habe ich mich beschlossen meine Kamera mitzunehmen, um meine Tochter zu fotografieren. Nur war es diesmal leider nicht eins der vielen Fotos, wo sie in gefühlt jeder Situation ein dickes, lebensbejahendes Lachen in Richtung Kamera sendet. Eine Infektion und hohes Fieber haben uns gezwungen die Feiertage mit ihr im Krankenhaus zu verbringen.
Auch wenn ich erst unsicher war, beschloss ich diesen Moment festzuhalten. Auf der einen Seite, weil auch dies zum Leben gehört. Ich glaube jeder der schon mal ein Kind im Krankenhaus hatte kennt dieses Gefühl, wenn die Sorge und die dunklen Fantasieren sich ihren Weg bahnen und man diese mit viel innerer Kraft beiseite schieben muss um seinem Kind ein Gefühl der Zuversicht zu vermitteln.
Auf der anderen Seite, weil ich diese Situationen nicht vergessen möchte, um die unbeschwerten Zeiten noch mehr schätzen zu können und auch im Alltagsstress daran zu denken, dass jeder Tag mit ihr ein Geschenk ist.
Ideen zur Komposition
Nach etwas herumprobieren mit verschiedenen Perspektiven habe ich mich bewusst für diese entschieden. Die Helligkeit im unteren Teil lenkt den Blick zunächst zum schlafenden Kind. Und das an sich ist – aus mehreren Gründen – ein aus meiner Sicht für Eltern positives Bild, hat es doch immer etwas beruhigendes den eigenen Nachwuchs friedlich schlafen zu sehen. Aufgrund dieses gewollten Gefühl des (hilflosen) Beobachtens habe ich auch bewusst keine frontale Ansicht gewählt, so soll eine gewisse Distanz geschaffen werden. Diese wird aus meiner Sicht noch verstärkt durch die beiden Seitenbalken des Betts, welche wie ein Gitter wirken.
Gleichzeitig teilen sie das Bild und schaffen eine Grenze zu dem oberen Bildteil. Es ist die erste Störung im ersten Eindruck des friedlichen Schlafs. Der diagonale Verlauf aus der Bildecke zum Gesicht hin soll auch als führende Linie wirken.
Bewusst wurde das Gesicht ungefähr auf der unteren Drittellinie platziert um einen Eindruck zu schaffen, dass sie klein bzw. schwach ist. Und schließlich schwebt so über ihr im oberen Bildteil und Hintergrund ein Gestell mit Tropf und Messgeräten. Auf den ersten Blick vielleicht nicht so zu erkennen (das war meine nachträgliche Erkenntnis, dass eine etwas kleinere Blende hier vielleicht besser gewesen wäre), aber man kann sich dies wie ich denke erarbeiten wenn man alle Elemente auf dem Bild zusammenzählt.
Und genau dies war letztlich auch was ich erreichen wollte. Eine auf den ersten Eindruck friedliche Situation, die sich auf den zweiten als das Gegenteil herausstellt. Daher auch der Titel, denn während sie endlich erschöpft eingeschlafen war und somit eine äußerliche Ruhe im Raum herrschte, war es um die innere Ruhe nicht gut bestellt.
Diskussionsbeiträge