Über der Rascasse – Ein stiller Moment im Lärm der Legenden
In dieser Story
Auch dieses Jahr war ich wieder beim Grand Prix von Monaco als akkreditierter Fotograf vor Ort.
Der Grand Prix von Monaco ist kein gewöhnliches Rennen – es ist eine elektrisierende Mischung aus Glamour, Geschwindigkeit und Geschichte, eingefasst in die engen Gassen eines mondänen Küstenorts, der für ein Wochenende zur vibrierenden Bühne der Formel 1 wird.
Als Fotograf erlebst du die Atmosphäre mit allen Sinnen: Der salzige Duft des Mittelmeers mischt sich mit dem beißenden Geruch verbrannten Gummis. Die Sonne glitzert auf den Yachten im Hafen, während sich die Boliden mit infernalischem Dröhnen zwischen Leitplanken und Palmen hindurchzwängen, so nah, dass du den Luftdruck spürst, wenn sie an dir vorbeiziehen.
Über dir das blitzende Auf und Ab der Hubschrauber, unter dir der vibrierende Asphalt. Die Kamera in der Hand ist dein verlängerter Blick, immer auf der Jagd nach dem perfekten Moment zwischen Hochglanz und Höllenritt.
Die Zuschauer sind ein Kaleidoskop aus Designerbrillen, Champagnergläsern und Flaggen – ein Publikum, das ebenso für das Spektakel wie für die Show gekommen ist. Zwischen den Rennen weht ein Hauch von Jetset, doch sobald die Ampeln ausgehen, ist alles Fokus, Geschwindigkeit, Risiko.
Monaco vibriert, nicht nur vom Lärm der Motoren, sondern vom Herzschlag eines Ortes, der für ein paar Tage zur schnellsten Postkarte der Welt wird.
Direkt am Mediacenter gibt es einen kleinen Geheimtipp: einen Balkon mit Blick auf die legendäre Rascasse-Kurve, jenen ikonischen Streckenabschnitt, der selbst die erfahrensten Piloten ins Schwitzen bringt.Für uns Fotografen ist dieser Ort Gold wert.
Von hier oben eröffnet sich eine spektakuläre Perspektive auf das enge Asphaltband, das sich zwischen Leitplanken und Hausfassaden hindurchschlängelt.
Auch ich zog mich dorthin zurück, suchte den Moment der Ruhe über dem Trubel. Nur ein Kollege teilte die Szenerie mit mir. Als er sich unbeobachtet wähnte, entstand mein Bild zu dieser kleinen Geschichte.
Das Geländer des Balkons nutzte ich nicht nur als Stütze, sondern als gestalterisches Element, eine führende Linie, die das Auge gezielt zum Hauptmotiv lenkt. So verschmolzen Technik, Zufall und Komposition zu einer stillen Szene über der lautesten Kurve Monte Carlos.
Diskussionsbeiträge