Smoking Elephants

Eine Story von Niclas Reiser
10.07.2024

In dieser Story

Auf unserer Rundreise durch Namibia haben wir bereits zahlreiche großartige Momente erlebt. Sowohl die Menschen, Tiere als auch die Landschaft haben es uns wirklich angetan. Das letzte größere Highlight unserer Reise sollte der Khaudum Nationalpark werden. Als „vergessene Wildnis Namibias“ wird dieser Nationalpark häufig bezeichnet. Raubkatzen, Afrikanische Wildhunde, zahlreiche Antilopen, Giraffen und Elefanten sind dort heimisch. Reizvoll war der Ort in erster Linie wegen der Aussicht auf Raubtiere. Elefanten, Giraffen und Antilopen sieht man bereits im Etosha in großer Menge. Irgendwann setzt eine Art Sättigungsgefühl ein und man bleibt nicht mehr wegen jeder Giraffe in 150 m Entfernung stehen. So dachte ich auch über Elefanten. Es sind unfassbar tolle Tiere, keine Frage, und natürlich hat jede Begegnung ihren Reiz. Versteht mich da nicht falsch! Aber das eigentliche Zielfoto sollte einen Afrikanischen Wildhund und keinen Elefanten beinhalten. Schließlich hatte ich bereits gefühlt 1000 Aufnahmen von Elefanten.

Aber der Reihe nach. Von Windhoek über die Kalahari und Sossusvlei in den Norden zu den Epupafalls und von dort über den Etosha Nationalpark weiter nach Osten bis an die Grenze Botswanas und wieder zurück nach Windhoek. So in etwa sah unsere Route aus.

Für zwei Nächte machten wir Stopp im Khaudum Nationalpark. Wir fuhren von Süden in den Park. Verbunden war das mit über 200 km Gravelroad immer geradeaus. Nach dem Check-In am Campingplatz und einem Kaffee ging es dann los auf die Sandpiste. Wichtig hierbei: Reifendruck auf ca. 1,5 Bar ablassen, damit man nicht stecken bleibt. Zugegeben: Im ersten Moment fühlt es sich falsch an, die Luft aus den Reifen zu lassen.

Nach den ersten Metern im Park mussten wir feststellen, dass es trotz beginnender Trockenzeit eine große Aufgabe wird, hier überhaupt Tiere zu finden. In der Regenzeit sind die Büsche und Bäume deutlich dichter, saftiger und schwerer einzusehen. Doch auch jetzt war es schwierig, tiefer als 10 m in den Busch zu schauen. Hier und da gab es Freiflächen mit Savannengras, aber die erhofften Sichtungen blieben aus. So verging die erste Stunde im Park, ohne ein einziges Tier gesehen zu haben. Allgegenwärtig waren nur die Spuren der Elefanten in Form von riesigen Kothaufen oder zerbrochenen Büschen und Bäumen.

Schlussendlich erreichten wir eine Lichtung und stellten fest, dass wir am gewünschten Wasserloch angekommen waren. Aber wir waren nicht allein. Elefanten. Die ersten rund 50 Elefanten tummelten sich am ersten Wasserloch, nochmal zwischen 50 und 100 am zweiten Wasserloch. Wahnsinn! So viele auf einem Fleck. Damit hatten wir nicht gerechnet. Wir parkten das Auto und gingen auf die Aussichtsplattform, um das wilde Treiben zu verfolgen. Tröten, kreischen, blubbern, schnaufen… eine Geräuschkulisse, wie man sie sich zur Zeit der Dinosaurier vorstellen würde. Das hatten wir nicht kommen sehen.

Und das war erst der Anfang. Die Show ging jetzt so richtig los. Nachdem der erste Durst am Wasserloch gestillt war und sich die Elefanten mit Schlamm bedeckt hatten, ging es weiter zum „Einstauben“. Jetzt war es nicht mehr nur das wilde Treiben der Elefanten, sondern auch Unmengen aufgewirbelter Staub in der Luft. Kameraakkus geladen und Speicherkarte leer: los geht’s! Als wäre das alles nicht genug, senkte sich zusätzlich die Sonne und das Licht verwandelte die ganze Kulisse in malerische Gelb-, Orange- und Rottöne. Im Gegenlicht fing ich an, wie wild mit verschiedensten Kameraeinstellungen den Moment einzufangen.

Ich fotografierte überwiegend auf 600 mm mit meinem 200-600. Belichtung mal länger, mit ausgebranntem Himmel, mal leicht unterbelichtet, um satte orangerote Töne zu bekommen. Egal, wie man die Kamera einstellte, jede Aufnahme wirkte auf ihre eigene Art und Weise surreal. Der Staub, die Silhouetten der Elefanten und die Abendstimmung. Bedingungen, wie man sie im Grunde nicht planen kann. Während ich mich auf etwas abstraktere Nahaufnahmen fokussierte, hat meine Freundin mit dem 70-200 von Sigma das Geschehen im Ganzen eingefangen.

Ohne die genaue Zahl zu kennen, aber geschätzt tummelten sich inzwischen rund 200 Elefanten an den beiden Wasserlöchern. Eine unglaubliche Kulisse, die sich vor uns eröffnete. Immer wieder schauten wir uns ungläubig an und versuchten zu realisieren, was sich gerade vor uns abspielte.

Die Schatten der Elefanten brachen sich im Staub und es ergab sich jede Sekunde ein neues tolles Motiv. Mutter und Kind, Bulle und Kuh bei der Paarung, Elefant beim Einstauben, beim Tröten. Es war ein nicht enden wollender Gänsehautmoment. Gleichzeitig auch der Moment, mit dem wir am wenigsten gerechnet hatten. Es entstand nicht das eine Zielfoto von Afrikanischen Wildhunden. Es wurde meine wahrscheinlich beste Serie von Wildtierfotos. Smoking Elephants.

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Autor:in
Niclas Reiser
Elektroingenieur für Energienetze aus Gießen
Hauptberuflich bin ich Ingenieur bei einem Verteilnetzbetreiber. Die Fotografie ist für mich Leidenschaft und Anlass mich tiefer mit der Natur zu beschäftigen.
Hauptberuflich bin ich Ingenieur bei einem Verteilnetzbetreiber. Die Fotografie ist für mich Leidenschaft und Anlass mich tiefer mit der Natur zu beschäftigen.

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Diskussionsbeiträge (3)

07.08.2024, 19:35 Uhr
Hauke
07.08.2024, 19:35 Uhr

Was für wundervolle Fotos. Beeindruckend 😀 

24.07.2024, 15:19 Uhr
Niclas Reiser
Autor:in der Story
24.07.2024, 15:19 Uhr

Danke dir Manoj!

14.07.2024, 10:18 Uhr
Manoj Galle
14.07.2024, 10:18 Uhr

Gefällt mir richtig gut!

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