Nightrider
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Es ist 18:00Uhr und noch hell draußen. Frank kommt mit seinem e-MTB vorbei. Ich schnappe meinen Rucksack mit einem Haufen Fotoausrüstung. Zu unserer Hausstrecke ist es zum Glück nicht weit und wir sind nach 10min an dem ausgedachten Fotospot. Drei aufeinanderfolgende „Anlieger“.
Ich habe Frank schon vor über zwei Jahren das Foto auf Instagram gezeigt und ihm erzählt, dass ich so ein Foto schon lange machen will und ihn gefragt, ob er als „Model“ agieren möchte? Er war sofort begeistert… aber wie so oft, es bleibt doch wieder liegen.
Jetzt endlich, an dem Mittwochabend letzten Oktober, waren wir dann unterwegs. Eine Challenge eines bekannten YouTuber vom Ammersee hat mich motiviert, jetzt endlich mal auszuprobieren, ob das ganze so funktioniert, wie ich mir das gedacht hatte. Und von einem anderen bekannten YouTuber aus der Lüneburger Heide weiß wir ja: „Nicht glauben, ausprobieren!“.
Und wir haben es „ausprobiert“
Mein Plan: Start einer Langzeitbelichtung per Funkauslöser, losfahren und mit den Lampen den Trail „belichten“, aber möglichst nur den Trail. An der richtigen Stelle mit einer Lichtschranke den Blitz auslösen und den Mountainbiker auf dem Trail „einfrieren“. Und am Ende mit einer weiteren Lichtschranke die Langzeitbelichtung automatisch beenden.
Soweit “der Plan”, so gut…
Frank musste über 30 mal Probefahren, bis wir einigermaßen mit der Perspektive und den Einstellungen zufrieden waren. Zum Glück hat Frank sein eMTB genommen. Und zum Glück war er super Motiviert. Immer wieder haben wir gemeinsam am Display geschaut und diskutiert, was man verändern müsste. Danke Stefan für den Tipp aus Deinem Video zur Nikon Z7.
Meine Erwartungen, dass an diesem einen Abend tatsächlich ein Foto entstehen würde, mit dem ich an der Challange teilnehmen könnte, waren eher gedämpft. Aber der Spaß zusammen mit Frank das Foto „zu installieren“ war riesig. Obwohl uns während der Dämmerung die Stechmücken fast leergesaugt hätten. Aber ich wollte unbedingt wissen, ob es so funktioniert.
Wir haben beide einem Foto bekommen
Perfekt? Bei weitem nicht. Aber so schlecht waren die Ergebnisse auch nicht. Das beste Foto ist von Frank entstanden. Frank war total begeistert von „seinem Foto“. Mit dem habe ich dann auch tatsächlich an der Challange teilgenommen und immerhin ein kleines Lob ernten können.
Ach ja, da der Aufbau ja prinzipiell dazu ausgelegt war vollautomatisch abzulaufen, habe ich auch dieses „Story-Foto“ von mir selbst machen können.
“Mehrwert” als die zwei Fotos hatte jedoch das Erlebnis!
Zur Technik und meinen Erfahrungen: (nur für die, die es wirklich interessiert)
Zuerst galt es die ISO und die Blende auf die Fahrradlampen abzustimmen. Mit den Fahrradlampen wird ja die Strecke „belichtet“. Hier kam die erste Überraschung. ISO100 und Blende 8 war vollkommen ausgereicht. Natürlich ist das Foto insgesamt recht dunkel und es wäre einfach gewesen es heller zu gestalten… Aber die Nacht ist nun mal schwarz und es war für uns wichtig, diese Stimmung wiederzugeben. Fokussierung auf den Trail. So wie wir das bei Nachtfahrten erleben.
Jetzt den Biker im richtigen Moment anblitzen. Da haben wir lange gerätselt. Anfangs hatten wir nur ein schemenhaftes Bild (siehe „weiteren Fotos“). Ich dachte, mein Blitz wäre zu schwach und habe ihn max. Blitzen lassen. Es war aber auch noch nicht 100% dunkel. Als es dann endlich richtig Nacht war, war es besser aber noch nicht gut. Wir haben aber auch gesehen, dass wir uns mit den Lichtziehern der Lampen selbst „zerschneiden“ (siehe „weiteren Fotos“). Also die Perspektive anpassen und den Blitz nachrücken. Dann war es besser.
Zuhause am PC ist mir dann das eigentliche Problem klar geworden: Man muss dem Mountainbiker vor einem dunklen Hintergrund abbilden. Und er sollte möglichst helle Kleidung habe. Dunkle Kleidung vor einem hellen Hintergrund, wie z.B. dem Trail der schon von den Lampen hell ausgeleuchtet wurde oder vor einem Baum der schon angestrahlt wurde, erzeugt diese „Geisterbilder“. Eigentlich klar, etwas Dunkles kann das Helle nicht überstrahlen… Logisch! Aber halt erst, wenn man es ausprobiert hat (oder man das Zielfoto „Fotografieren mit Softbox und Blitz“ besser gelesen hätte). Darauf werde ich beim nächsten Mal sicher achten. Wir hätten die Lichtschranke ca. 1/2m weiter unten positionieren sollen und wären vor dem dunklen Gebüsch gewesen.
Dann etwas zu den Lampen: Meine Lampen „flackern“ in der Langzeitbelichtung, sobald sie gedimmt sind. Franks Lampen von einem anderen Hersteller ziehen hingegen saubere Lichtsputen. Auch etwas, das man zuerst dann weiß, wenn man es ausprobiert.
Das rote Rücklicht nutzen wir im Wald normalerweise nicht, weil es den Hintermann nur stört. Auf dem Foto hingegen wirkt es ziemlich gut, wie ich finde. Zumal die Position des Blitzes ziemlich genau im Scheitelpunkt der Kurve war und somit der weiße Lichtzieher der Helmlampe gerade ausläuft und der Lichtzeiher des Rücklichtes startet. Zugegeben, das war Zufall. Würde ich beim nächsten Versuch aber darauf achten und versuchen wieder so zu installieren.
Noch ein Wort zu meinem „Ideengeber-Foto“. Nach der Aktion habe ich mir dieses Foto natürlich noch mal genau angeschaut und mich gewundert, dass dort der „Geisterbild-Effekt“ überhaupt nicht zu sehen war. Ich mutmaßen deshalb, dass das ein zusammengesetztes Foto aus einer Langzeitbelichtung ohne Blitz und einer Einzelaufnahme mit Blitz war. Ich will das Vorgehen nicht kritisieren, für eine Auftragsarbeit (Werbefoto für eine große Fahrradmarke) ist das vollkommen OK und liefert sicher das beste Bild. Für mich als Hobbyfotograf bevorzuge ich allerdings einen singel shot. Ich möchte den „Augen-Blick“ einfangen. Vielleicht auch, weil meine Wurzeln der Fotografie noch in der analogen Zeiten liegen, wo so etwas nicht (so einfach) möglich war… Aber wer weiß das schon so genau. Kann ja auch jeder machen, wie er glücklich wird.
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Diskussionsbeiträge (3)
Hallo Thomas,
Dein Bild ist wirklich einfach Klasse!! Ich hätte es in der Bähmm Challenge von Siegfried Eichhorn aufjedenfall auf dem Siegerpodest gesehen!! 😊
Hallo Roy
Vielen Dank für die anerkennenden Worte :-)
Die Grundidee dieses Fotos lässt sich in unzähligen Varianten verwenden. Wir haben auch schon überlegt, dass wir beide mit dem MTB fahren und an zwei unterschiedlichen Stellen jeweils "geblitzt" werden.
Ich könnte mir auch noch ganz viele andere Sportarten vorstellen, wo das gut funktioniert... Wie wäre es denn mit einem Skater im Park: Das Bord mit leuchtenden Rollen und den Blitz genau dann, wenn der Skater einen Trick macht?
Aber egal wie, Hauptsache Spaß beim Fotografieren haben :-D
Grüße
Thomas
Servus Thomas,
richtig coole Idee. Ich finde Nachtfotografie generell sehr interessant.
Die Lichtfäden, die sich durch das Bild ziehen sehen großartig aus. 👍