Minimalismus außerhalb der #Minimalismus-Challenge
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S.O.S. – Sonnenaufgang mit Beigeschmack
Eigentlich wollte ich nur den Sonnenaufgang fotografieren.
Ein bisschen Licht jagen, Farben einfangen, das Übliche.
Die Luft war weich wie Watte, die Wellen flüsterten „Morgen“.
Und dann lag er da – mein Motiv, das sich selbst gewählt hatte:
Ein schwarzer Gummiring, angespült, verloren,
wie ein vergessenes Versprechen am Rand der Welt.
Ich dachte zuerst an Sommer, an Kinderlachen,
an aufblasbare Träume, die nach Sonnencreme riechen.
Aber als ich genauer hinsah, blieb mir der Gedanke im Hirn stecken.
Denn dieser Ring war keiner zum Spielen – er war einer zum Überleben.
Plötzlich war der Himmel zu hell,
das Meer zu laut, und der Sand fühlte sich kälter an.
Da lag ein Stück Realität zwischen meinen Pastellfarben,
schwarz wie ein Punkt am Ende eines langen Satzes.
Ich machte das Bild trotzdem – oder vielleicht gerade deshalb.
Denn manchmal ist Fotografie nichts weiter als der Versuch,
mit Licht das Gewicht der Dinge zu tragen und
Geschichten des Lebens weiterzuerzählen.
Vorne an der Staße sah ich später Blaulicht, Polizei und Sanitäter,
und ein gutes Dutzend Afrikaner, die die nächtliche Überfahrt wagten.
Eingehüllt in Decken, wärmenden Tee in der Händen.
Zum Glück war es eine ruhige Nacht, die See hat niemand verschlungen …











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