Malediven 2025 ein „reiner Fall ins Wasser“

“Der stumme Wächter”

Januar 2025. Die Malediven – ein Versprechen von türkisfarbenem Wasser, Sonnenschein und dem perfekten Urlaub. Es sollte die beste Reisezeit sein. Das hatten zumindest alle Reiseführer behauptet. Doch als wir ankamen, empfing uns eine graue Wand aus Regen. Tag für Tag prasselten schwere Tropfen auf das Dach unseres Wasserbungalows, als wollten die Wolken sich für irgendetwas rächen.

Wir waren enttäuscht, frustriert. Zwei Wochen paradiesischer Ruhe hatten wir uns erhofft. Stattdessen hingen unsere Badeklamotten tagelang klamm im Badezimmer, und das Meeresrauschen wurde vom Trommeln des Regens übertönt.

Dann, am neunten Tag, geschah das Unerwartete: Der Himmel riss auf. Die Sonne brach durch die Wolken, als hätte sie sich lange genug versteckt. Ohne zu zögern rannten wir barfuß zum Strand, das erste Mal seit unserer Ankunft. Der Sand war noch feucht, aber warm. Das Meer – lebendig, klar, unwirklich schön.

Und dort lag er. Der Baum. Oder besser gesagt: sein Skelett. Verwittert, bleich, zerfurcht. Wie eine Hand, ausgestreckt in stummem Protest oder als Mahnmal gegen die Zeit. Um ihn herum: grüne Büsche, der helle Sand und in der Ferne die über dem Wasser schwebenden Bungalows. Ich machte das Foto fast instinktiv, als würde ich etwas bewahren müssen.

Er war nicht einfach nur ein Stück Treibholz. In der Stille dieses einen sonnigen Tages wirkte er wie ein Wächter – ein Beobachter vergangener Stürme, der wusste, dass die Schönheit dieses Ortes trügerisch sein konnte. Vielleicht war er selbst einst ein mächtiger Baum, vom Meer verschluckt, nun zurückgeworfen, um seine Geschichte zu erzählen.

Am nächsten Tag kehrten die Wolken zurück. Der Regen war wie ein Vorhang, der sich über eine zu kurze Vorstellung legte. Aber das Bild blieb – eingefroren in jenem einen Moment, an dem die Malediven ihr wahres Gesicht zeigten: nicht nur paradiesisch, sondern auch wild, launisch und voller Geschichten, die man nur bei genauem Hinsehen erkennt.

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