Im zweiten Anlauf hat es sich gelohnt
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Zwei Versuche – Ein Bild, das bleibt
Erster Versuch: Bootshäuser in der Schafwaschener Bucht
Die Idee war klar: Eines der kleinen, charmanten Bootshäuser am Chiemsee im perfekten Morgenlicht festhalten. Ich hatte eine Stimmung im Kopf – dramatische Wolken, weiches Licht, ein bisschen Dunst vielleicht. Stattdessen? Strahlend blauer Himmel. Kein Wölkchen weit und breit. Auf dem Weg zum Auto überlegte ich ernsthaft, einfach wieder ins Bett zu gehen.
Vor Ort dann die nächste Erkenntnis: Alle Fischerhütten sind in Privatbesitz. Zutritt verboten, überall Schilder. Klar, man könnte sich trotzdem nähern – aber ich will schließlich auch nicht, dass jemand in meinem Garten rumschleicht. Also Plan B: einen Umweg genommen, den sicheren Kiesweg verlassen – und prompt mit blitzsauberen, weißen Sneakern in einen perfekt getarnten Bewässerungskanal gestiegen. Meine Frau war… sagen wir mal: nicht begeistert. Inzwischen kennt sie das aber wohl schon.
Das Bild? Entsprach null meiner Vorstellung. Am Ende blieb nur eine halbherzige Aufnahme eines Bootshauses aus der Ferne. Frustriert zurück, aber: nicht aufgegeben.
Zweiter Versuch: Wikinger trifft Morgennebel
Eine Woche später. Neues Ziel, neue Hoffnung. Ich hatte ein Foto von einem Bekannten gesehen – ein Wikinger-Schiff im Chiemsee, Überbleibsel vom Film „Wickie auf großer Fahrt“. Das wollte ich auch. Also: Wecker auf fünf Uhr.
Zwar plagten mich noch immer Rückenschmerzen, aber die Kamera war neu – sie musste raus. Doch als ich den Rucksack mit etwas zu viel Schwung ins Auto heben wollte, machte es knack. Rücken komplett verrissen. Für einen Moment wusste ich nicht, ob ich es überhaupt ins Auto schaffen würde, geschweige denn wieder heraus.
Der Himmel? Mal wieder enttäuschend klar. Aber ich war da. Ich machte ein paar ruhige Bilder von „Freya“, dem Wikingerschiff. Nichts Weltbewegendes, aber die Spiegelung war schön.
Ein anderer Fotograf war auch kurz vor Ort, verschwand aber recht bald. Und genau dann passierte es: Eine Nebelwand schob sich langsam vor die aufgehende Sonne. Weiches, goldenes Licht traf auf dunstige Stille. Mein Moment. Ich wechselte Objektive, spielte mit Brennweiten – und drückte ab.
Das Ergebnis? Für mich das stärkste Bild des ganzen Ausflugs. Manchmal braucht’s eben Rückenschmerzen, nasse Füße und zwei Anläufe – aber es lohnt sich.
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