Hinsetzen. Durchschnaufen.

Eine Story von Jochens Pictures
12.09.2024

In dieser Story

Sommer 2024. Die letzten Monate waren geprägt von Rennerei. Herausfordernde Situationen im Beruf, gesundheitliche Probleme in der Familie, Trennung im Freundeskreis. Nichts davon irgendwas, was sich nicht bewältigen ließe. Aber auf Dauer geht es an die Substanz. Schließlich geht es nur noch darum, die Tage bis zum langersehnten Sommerurlaub zu zählen. Endlich geht es los, die paar Stunden Autofahrt bis an die Küste nach Nordholland schaffen wir auch noch. Und dann können wir endlich… abschalten.

Frisch ist es, Mitte Juli und trotzdem regnerisch, windig und nichtmal 20 Grad. Aber es riecht nach Meer, und der Horizont scheint ewig weit weg, rundherum – weites Land. Die ersten Spaziergänge über die Felder und am Deich entlang lassen die zurückliegenden Strapazen schnell vergessen, auch wenn sie wegen des ungemütlichen Wetters eher kurz ausfallen. Aber der Wind bläst einem auch das Hirn frei.

Vom Zielgefühl zum Zielfoto

Am vierten Tag kommt endlich die Sonne heraus und der Wind lässt nach. Und mit den Wolken verschwindet irgendwie auch der ganze Stress, mit dem Wind draußen legt sich auch die innerliche Unruhe. Sofort sind wir uns einig: abends laufen wir eine große Runde, über den Deich an den Strand zum Sonnenuntergang. Natürlich kommt die Kamera mit. Ich will ein Foto. Aber keines, das einfach nur die Überschrift “Sonnenuntergang am Meer” trägt. Ich will dieses Gefühl, diesen Moment festhalten: das zur Ruhe kommen.

Wir laufen über den Deich und runter zum Strand. Kein Sandstrand, sondern ein mit Steinen und Asphalt solide befestigter Schutz gegen die Elemente. Trotzdem ist die abendliche Stimmung mit dem leisen Rauschen der Wellen und dem Meckern der Möwen einmalig. Als das Licht der sinkenden Sonne golden wird, sehen wir die Kirche im Nachbarort hinter dem Deich vor dunklen Wolken leuchten.

Zurück zum Ferienhaus nehmen wir den Fußweg auf der Deichkrone – hier läuft es sich angenehmer, und man hat den weiten Blick übers Land. Eine Bank lädt dazu ein, sich einfach mal hinzusetzen und einfach nur der Sonne, den Wellen und den Vögeln zuzuschauen. Einerseits ein völlig banaler Moment, aber in diesem Augenblick ist die Ruhe, die er ausstrahlt, durch den unfassbaren Kontrast zu der zurückliegenden Zeit, einfach überwältigend.

Und beim Aufstehen ergibt sich dann das Motiv, mit der Bank im Vordergrund und dem Blick über die Nordsee zur Sonne hin – das ist es!

Technisch gesehen ist es dann doch wieder ein “Sonnenuntergang am Meer”. Doch das viel Wichtigere für mich die Bank im Vordergrund – und das Gefühl, dort zu sitzen und durchzuschnaufen. Genau das hält das Bild für mich perfekt fest.

Und jetzt könnt auch Ihr: Abschalten 😉

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Autor:in
Jochens Pictures
IT Consultant / Projektleiter aus Wald-Michelbach
Ich lebe mit meiner Familie und diversen Haustieren im tiefsten Odenwald. Fotografieren ist für mich wie eine kleine Auszeit. Bei der Suche nach dem Motiv und dem richtigen Blickwinkel sind alle Sorgen und Stress schnell vergessen - deswegen ist die Kamera auch auf Dienstreisen immer mit dabei. Landschaften und Tiere sind meine bevorzugten Motive.
Ich lebe mit meiner Familie und diversen Haustieren im tiefsten Odenwald. Fotografieren ist für mich wie eine kleine Auszeit. Bei der Suche nach dem Motiv und dem richtigen Blickwinkel sind alle Sorgen und Stress schnell vergessen - deswegen ist die Kamera auch auf Dienstreisen immer mit dabei. Landschaften und Tiere sind meine bevorzugten Motive.

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Diskussionsbeiträge (1)

30.09.2024, 17:59 Uhr
Alois Haunschild
30.09.2024, 17:59 Uhr

Jeder von uns hat einen Ort zum Durchschnaufen , oft liegt dieser Ort nur wenige Schritte von der Haustür entfernt.

Man muss loslassen und in sich gehen, um diesen Ort zu erkennen. 

Gruß von Alois

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