Geh mal wieder los und mach Fotos.
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An einem Morgen Anfang Mai schnappte ich mir meine Kamera und fuhr mit der Bahn ins Herz von Berlin. Erste Station: Neukölln. Ich hoffte auf bunte Marktstände mit Obst, Gemüse oder Nüssen – doch stattdessen fand ich nur ein paar Fassaden und kleine Details wie einen zerbrochenen Spiegel an einer Hauswand. Nicht ganz das, was ich gesucht hatte, aber irgendwie doch spannend.
Also weiter zum U-Bahnhof Weinmeisterstraße – eine Ecke, die ich als besonders fotogen empfinde. Kaum ausgestiegen, war die Kamera wieder griffbereit. Das erste große Foto entstand direkt am Ausgang. Das Licht war perfekt, nur fehlten mir die Personen, die mit ihren Schatten die Szene belebt hätten. So musste das Spiel aus Licht und Schatten eben ohne menschliche Silhouetten wirken.
Street Photography ist in Deutschland immer ein bisschen heikel, besonders, wenn man Bilder veröffentlichen möchte. Also versuche ich meist, Menschen gar nicht erst mit aufs Bild zu nehmen. Nach den ersten Aufnahmen kam mir ein Gedanke: Warum nicht den Fokus auf all das legen, was im Alltag gerne übersehen wird?
Ich schlenderte weiter – immer auf der Suche nach Motiven. Diesmal fielen mir die Fallrohre ins Auge. Beklebt, beschriftet, oft mit kleinen Botschaften. Wer genau hinsieht, entdeckt Geschichten im Kleinen. In einer Seitenstraße am Hackeschen Markt stieß ich auf Streetart und Graffiti – wer in die Ecken schaut oder auch mal nach oben, wird hier fündig. Gleich daneben der Eingang zu den Hackeschen Höfen: ein klassischer Berliner Hofkomplex mit Cafés, Läden und Galerien – fotogen von vorne bis hinten.
Einmal hindurch, landet man in der Auguststraße – eine Straße voller Kontraste. Mein erstes Motiv dort: Clärchens Ballhaus. Ein traditionsreicher Ort mit Charme – drinnen wie draußen ein Hingucker. Wenige Schritte weiter eine efeubewachsene Fassade, auf einer Fensterscheibe ein kleines, aber faszinierendes Detail. Auch der restliche Straßenverlauf bietet visuell einiges.
Über die Heckmann Höfe ging es zur Oranienburger Straße. Am Tacheles sieht man, wie neue Architektur in den Stadtraum wächst. Bei einem früheren Besuch entdeckte ich dort eine einzelne Pflanze auf einem Balkon zwischen Stahl und Beton – ein schönes Bild. Dann weiter über die Ebertsbrücke, von der die Museumsinsel samt Fernsehturm schon tausendfach fotografiert wurde – aber es hat seinen Grund, warum. Mein Weg führte mich schließlich zum Jacob-und-Wilhelm-Grimm-Zentrum. Innen wie außen architektonisch spannend. Eine Spiegelung auf der Glasfassade wurde mein vorletztes Motiv.
Das letzte Foto des Tages? Ein alter Volvo unter der Brücke – ein stiller Abschluss eines stillen Streifzugs durch die Stadt.
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