Einer der 7000 Tempel in Bagan
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Im Dezember 2019 begaben wir uns auf eine unvergessliche Reise nach Myanmar, ein Land voller Geheimnisse und atemberaubender Schönheit. Eines unserer Ziele war Bagan, ein Ort, der mit seinen 7000 Tempeln wie ein lebendiges Geschichtsbuch wirkte. Doch als wir dort ankamen, erfuhren wir von einer neuen Gesetzesänderung, die es uns verbot, die Tempel individuell zu besteigen. Enttäuschung machte sich breit, denn wir hatten uns so sehr darauf gefreut, die magischen Sonnenuntergänge von den Höhen der Tempel zu erleben.
Doch das Schicksal hatte andere Pläne. Bei einem Spaziergang durch die Straßen von Bagan trafen wir Georgi, einen 17-jährigen Sandbildermaler mit einem strahlenden Lächeln und einer unerschütterlichen Leidenschaft für seine Kunst. Während er uns seine beeindruckenden Werke zeigte, fragte er uns mit einem schelmischen Funkeln in den Augen, ob wir nicht Lust hätten, einen Tempel zu besteigen – nicht ganz „offiziell“, aber genau das, was wir uns insgeheim gewünscht hatten.
Mit einem Hauch von Nervenkitzel folgten wir Georgi über abenteuerlichen Stiegen. Die Treppen waren alles andere als normgerecht, und wir mussten aufpassen, nicht zu stürzen. Doch die Vorfreude auf das, was uns oben erwartete, ließ uns alle Zweifel vergessen.
Als wir schließlich die ca. 30 Meter hohe und 2-3 Meter breite Grundmauer der Tempelruine erreichten, wurden wir mit einem Anblick belohnt, der uns den Atem raubte. Die untergehende Sonne tauchte den Himmel in ein spektakuläres Rot, und die Landschaft um uns herum schien in Flammen zu stehen. Ich drückte unzählige Male auf den Auslöser meiner Kamera, fest entschlossen, diesen magischen Moment für die Ewigkeit festzuhalten. Diese Bilder wurden zu meinen liebsten Erinnerungen, und der Eindruck dieses Sonnenuntergangs würde für immer in meinem Herzen bleiben.
Nur wenige Monate später, im Februar 2021, stürzte Myanmar in das Chaos eines Militärputsches. Der Bürgerkrieg brachte unzählige Tragödien, Tote und Verletzte mit sich, und die Nachrichten über das Land wurden immer düsterer. Zu allem Überfluss erschütterte, vor wenigen Wochen, ein verheerendes Erdbeben das Land, das Tausenden das Leben kostete und viele der wunderschönen Tempel, die wir besucht hatten, zerstörte.
Trotz der Distanz blieben Georgi und ich über Social Media in Kontakt. Er berichtete mir von den Schrecken, die das Land heimsuchten, und ich war erleichtert zu hören, dass er körperlich unversehrt geblieben ist. Doch die Ungewissheit nagt an mir: Würde es jemals wieder möglich sein, den Sonnenuntergang von „unserem Tempel“ zu genießen? Würden die Tempel, die so viele Geschichten erzählt hatten, jemals wieder in ihrer vollen Pracht erstrahlen?
Inmitten all dieser Gedanken wird mir klar, dass die Erinnerungen an diesen besonderen Ort und die Begegnung mit Georgi für immer in meinem Herzen bleiben werden. Die Schönheit von Bagan und die Hoffnung auf Frieden werden mich begleiten, während ich auf den Tag warte, an dem ich vielleicht wieder dorthin zurückkehren kann – um die Magie des Sonnenuntergangs erneut einzufangen und die Geschichten, die in den Tempeln verborgen sind, weiterzuleben.
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