Die Glühbirne von Prag
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Hinter der Fassade – Mein Tag in Prag
Eigentlich hatte ich an dem Tag einen ganz anderen Plan. Prag war voll, heiß, laut – wie es eben ist, wenn Touristen und Sommerhitze aufeinandertreffen. Ich war früh unterwegs, mit Kamera im Rucksack, ohne festes Ziel, aber mit dem Gedanken: Wenn ich heute nur ein Bild mache, dann bitte eins, das im Kopf bleibt.
Ein Motiv, das jeder kennt – aber nicht jeder festhält
Das Treppenhaus im Haus der Schwarzen Muttergottes war kein Geheimtipp. Ich kannte es von Instagram, von Fotoseiten – die typische Glühbirnenform, das warme Licht, das Spiel aus Schatten und Linien. Aber irgendwie hat mich das nie abgeschreckt. Denn auch wenn andere es schon fotografiert haben, hatte ich es eben noch nicht getan.
Und ehrlich: Oft geht es nicht darum, etwas völlig Neues zu zeigen – sondern darum, deinen eigenen Moment damit zu erleben.
Keine große Wanderung. Keine Kälte. Kein Sonnenaufgang.
Es war fast schon unspektakulär. Kein Aufstieg um 5 Uhr morgens. Keine nassen Schuhe. Keine Blasen. Nur ein stiller Moment in einem Treppenhaus, das mehr Stil hat als so manch ein Museum. Ich stellte mich mittig unter das Geländer, suchte den Bildausschnitt, lehnte mich leicht zurück – und drückte ab.
Was einfach klingt, war in dem Moment trotzdem knifflig: Der Kontrast zwischen dem hellen Tageslicht oben und den dunklen Stufen war extrem. Ohne Belichtungskorrektur wäre der Himmel ausgebrannt oder das Treppenhaus abgesoffen. Ich entschied mich bewusst für eine dunklere Belichtung und habe in der Nachbearbeitung nur ganz leicht aufgehellt, um die Stimmung zu erhalten.
Was dieses Bild für mich besonders macht
Klar, das Motiv ist bekannt. Aber: Es ist trotzdem faszinierend. Diese perfekte Glühbirnenform, der warme Farbverlauf, die Tiefen, das Lichtspiel – es zieht den Blick nach oben, fast wie ein visueller Sog. Und obwohl es mitten im Trubel der Stadt liegt, hat das Foto etwas Beruhigendes, fast Meditatives.
Für mich ist es ein Symbol: Nicht jede Aufnahme muss vom höchsten Berg oder tiefsten Wald kommen. Manchmal reicht ein kurzer Moment der Achtsamkeit – und der Blick nach oben.
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