Die Blaumeisenüberraschung
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Die Blaumeisenüberraschung
Es ist 06:00 Uhr an einem Samstag Morgen und mein Wecker trällert mich mit Vehemenz aus dem Schlaf. Verplant und verschlafen schäle ich mich aus dem Bett, der Plan steht, heute wird der Buntspecht fotografiert und gefilmt!
Gestern habe ich in der Nähe von einem kleinen Fluss eine Spechthöhle in einem alten Baum entdeckt, die Lage ist perfekt zum Fotografieren.
Es kann losgehen, Rucksack gepackt, Akkus geladen, Speicherkarten dabei. Noch etwas müde aber voller Vorfreude mache ich mich auf den Weg zur geplanten Location.
Die aufgehenden Sonnenstrahlen fallen mir auf den Rücken, während ich mein Equipment auspacke und herrichte. Die Kamera auf das Stativ geschnallt, das Fernglas im Anschlag geht es los, zumindest für mich. Der Specht lässt noch auf sich warten. Also warte ich. Und warte.
Die Sonne geht immer mehr auf und das Licht wird schöner und schöner und beleuchtet die Stelle zum Höhleneingang im Baum perfekt! Meine Wartezeit verbringe ich mit dem lauschen der verschiedenen Vögelstimmen, ich höre eine Goldammer rufen, einige Zilpzalps, ein paar Blässhühner und hin und wieder den Eisvogel wie er am Fluss entlang jagt.
So vergeht im Nu eine Stunde und da höre ich es endlich “kick, kick, kick!”, der Buntspecht ist da, er landet an der erhofften Stelle und beginnt die Höhle auszuräumen.
Voll im Fokus mache ich einige Aufnahmen, die Zeit verstreicht….
Plötzlich fängt es vor mir an laut zu rascheln und zu piepsen, so laut und so nah, das ich beinahe erschrecke. Ich wende meinen Blick von dem Specht ab und sehe nach unten.
Keine zwei Meter vor mir geht in einem Strauch die volle Party ab, 7-8 Blaumeisen tummeln sich und springen von Ästchen zu Ästchen und picken Insekten von den Unterseiten der Blätter.
Es ist so nah, ich traue kaum mich zu bewegen um die Vögel nicht aufzuschrecken. So etwas habe ich noch nicht erlebt! Ich schwenke meine Kamera langsam nach unten und versuche die Blaumeisen in den Fokus zu bekommen, sie sind so flink, es fällt mir unglaublich schwer den Fokuspunkt exakt zu platzieren bevor das Tier wieder weggehüpft ist.
Mit ein paar geschickten Handgriffen meinerseits kann ich ein paar gute Bilder platzieren und ablichten. Da es bereits hell geworden ist (ca. 09:00 Uhr) kann ich die Verschlusszeit ordentlich nach oben schrauben ohne mir um den ISO Gedanken machen zu müssen. Bei einer Verschlusszeit von 1/3200s bekomme ich auch schnelle Bewegungen der flinken Tierchen scharf eingefangen.
So fotografiere ich in Serienaufnahme die eine Meise, dann die nächste, dann die nächste und wieder zurück. Hier schaut eine raus! “Klack!” Oh, und hier pickt eine am Blatt! “Klack!” Der Pufferspeicher füllt sich und die Karte schreibt.
Und dann geht es ganz schnell. Eine Blaumeise setzt sich perfekt exponiert an einem der obersten Äste des Strauches an und hebt seine Haube! Schnell schwenke ich hoch, setze den Fokus und drücke durch! 10 Bilder die Sekunde rattern durch den Verschluss! Mega! Was für ein Moment!
Nach ca. 2 Sekunden fliegt die Blaumeise ab und mit ihr alle anderen Meisen im Strauch.
Ich betrachte die Bilder und stelle mit unfassbarer Freude fest, dass ich genau den richtigen Moment am Ende erwischen konnte. Die Blaumeise sitzt exponiert, das Licht kommt warm von der rechten Seite und färbt die Blätter im Hintergrund Orange, auf der linken Seite im Hintergrund schimmert es blau und in Kombination mit der blau-gelben Blaumeise bildet es einen tollen Kontrast!
Was für eine tolle Überraschung, unverhofft kommt oft, wie es so schön heißt.
Ich bin sehr dankbar für dieses tolle Erlebnis und freue mich umso mehr meinen Lieblingsvogel in einem solchen Licht und in einer solchen Situation ablichten zu können!
Es lohnt sich rauszugehen, es lassen sich überall unerwartete Überraschungen entdecken!
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