Der Tanzende Fuchs
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Tuliketto und Revontulet – wie der Fuchs die Polarlichter erschuf
“In der finnischen Volksgeschichte ist es der Fuchs, der die Polarlichter macht, oder um genau zu sein: ‘Tuliketto’, der Feuerfuchs. Er ist der Traum eines jenen Jägers, denn der, der ihn fängt soll mit Reichtum belohnt werden. Tuliketto soll am Tage schwarz sein, doch in der Nacht soll sein Fell sich in leuchtend weißes, funkelndes Fell verwandeln und besonders wichtig – einen feurigen Schwanz besitzen. Eines Tages beschloss Tuliketto die Jäger zu necken, er rannte und tanzte durch die Wälder, über gefrorene Seen und schneebedeckte Berge. Wenn sein Schwanz Äste und Steine berührte, flogen Funken in den Nachthimmel und verwandelten ihn in Flammen: farbige Bänder der Funken formten was wir jetzt unter Polarlichter kennen – oder ‘revontulet’.”
Diese Geschichte zog mich in den Bann und führte mich für 5 Monate auf ein unbeschreibliches Abenteuer ins Dovrefjell, auf der Suche nach den Polarfüchsen.
Das Problem mit Polarfüchsen
Mir war bewusst, dass es kein leichtes Spiel werden würde, denn bei den Zahlen – ungefähr 300 Polarfüchse auf norwegischem Festland – ist es wie eine Nadel im Heuhaufen. Durch Klimawandel, veränderte Lemmingjahre und ehemaliges Bejagen hat es der Polarfuchs nicht leicht.
Diese Zahl, so gering sie sein mag, ist allerdings ein riesen Erfolg, wenn man bedenkt, dass es Anfang der 2000er nur noch um die 50 Polarfüchse in ganz Skandinavien (+ Finnland) gab. Ein zusätzlicher Grund, warum ich mich für Norwegen entschied: Ich wollte unbedingt auch die Schutz- und Aufzuchtarbeiten von “NINA” , “Felles Fjellrev” und weitere beteiligte Naturschutz- und Forschungsorganisationen dokumentieren.
Zum Glück hatte ich ein paar Ansatzpunkte und dadurch, dass ich drei Monate in der Nähe des Dovrefjell Nationalparks gearbeitet habe relativ viel Zeit, sodass ich 2023 bereits die ersten Regionen mit Polarfuchs-Aktivitäten ausfindig machen konnte und von der Ferne schon meinen ersten Polarfuchs erspähte. Der wirkliche “Erfolg” blieb allerdings aus.
Die Rückkehr
Letztlich weiß ich nicht, ob es die Schönheit des Fjells war oder ob ich mich nicht so leicht geschlagen geben wollte, aber eins war klar, 2024 musste ich auf ein Weiteres nach Norwegen!
Aus verschiedenen Gründen konnte ich diesmal “nur” zwei Monate dort verbringen, jedoch erwies sich der frühere Start meiner Reise (Mitte Juni) als ein klarer Vorteil für lange Wanderungen und Erkundungen neuer Gegenden dank den langen Sonnenstunden.
Bereits die erste Chance ergriff ich, die ersten mir bereits bekannten Regionen wieder auszukundschaften und konnte meinen Augen kaum trauen, als ich auf einen Polarfuchs stoß. Schnell ein paar Bilder geknipst und dann noch einige Stunden von Weiten beobachtet, wie er vor seinem Bau döste. Zu dem Zeitpunkt wusste ich noch nicht, dass sich in diesem auch Welpen befinden. Das habe ich erst einige Wochen später herausgefunden, als ich auf ein Neues zu dem Ort wanderte.
So groß meine Freude auch war, endlich eine ganze Polarfuchsfamilie beobachten zu können, so enttäuschend war es auch festzustellen, dass einer der Elterntiere sich eher gestört zeigte und mich trotz großer Entfernung kaum aus den Augen ließ.
Da ich gekommen war, um von Menschen wenig beeinflusste Polarfüchse zu beobachten und nicht um sie zu stören, ging ich wieder ins Wandern über und ließ die Familie in Ruhe.
Die, die mit den Füchsen tanzt
Auf meinem Plan stand als nächstes ein Ort, wo ich Aktivitäten von Polarfüchse verzeichnen konnte, jedoch weder einen Futterautomat noch einen Bau kannte. Dies wollte ich gerne ändern, krakselte einen weiteren Berg hoch und staunte nicht schlecht, als ich plötzlich in die Augen mehrerer Polarfüchse schaute!
Das sollte auch die Familie werden, mit der ich ungefähr eine Woche lang jeden Abend Zeit mit verbracht habe und mich fast selber wie ein Familienmitglied fühlte.
Die Familie bestand aus einem “weißen” und einem “blauen” Polarfuchs als Elterntiere mit insgesamt sechs Welpen: vier Weißfüchse und zwei Blaufüchse.
Einer der Eltern blieb den Tag über größtenteils vorm Bau und döste oder spielte (unfreiwillig) mit den Welpen wenn diese draußen waren. Das andere Elterntiere hingegen war oft unterwegs und kam nur manchmal vorbei. Dieses Elternteil war auch signifikant neugieriger und ging auf Tuchfühlung mit mir. Der andere bevorzugte es mich zu ignorieren oder ab und an mal ein kleines Häufchen ein paar Meter neben mir zu legen.
Ich konnte mich wirklich glücklich schätzen auf eine weitere Polarfuchsfamilie zu treffen, wo dazu noch beide Elterntiere so tolerant mir gegenüber waren. Zum Schluss konnte ich mich so ziemlich frei bewegen, ohne dass die beiden mir auch nur irgendwie Aufmerksamkeit schenken würden. Nur als die Welpen draußen waren wurde ich von ihnen schräg angeguckt, als ich kurz aufstand, um meine Gesäßknochen etwas zu entlasten. Also doch lieber ausharren… 😉
Über die Location konnte ich auch keines Falls meckern. Man hatte eine gute Aussicht sowohl auf den Bau als auch auf den Futterautomaten, der den Füchsen zum Überleben verhelfen soll und auch rege genutzt wurde. Da der Bau sehr weit oben auf einem Berg lag, hatte man zudem einen unglaublichen Ausblick auf das Fjell mit seinen Flüssen und Seen und der Tag schloss immer mit einem wundervollen Sonnenuntergang ab.
Mein Herz schmerzt und schreit wieder nach dem Fjell, so wie ich diese Zeilen schreibe. Ich hoffe sehr, dass ich bald wieder zurück kann und hoffentlich auch meine kleine “Tuliketto-Familie” wiedertreffen kann…
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