Der Schatten in der Gasse
In dieser Story



Die Idee zu diesem Bild entstand aus meiner Faszination für das London des späten 19. Jahrhunderts – eine Zeit voller Gegensätze: Gaslaternen und Nebel, Eleganz und Unruhe, Schatten und Geschichten. Ich wollte eine Szene erschaffen, die diesen Geist einfängt, ohne auf konkrete historische Figuren zu verweisen. Es sollte ein Bild entstehen, das wirkt wie ein Ausschnitt aus einem vergessenen Moment – als hätte man durch ein Fenster in die Vergangenheit geblickt.
Die Location war entscheidend. Ich suchte gezielt nach einer Gasse, die den Charme und die Enge viktorianischer Straßen transportiert: grobes Kopfsteinpflaster, verwitterte Steinmauern, ein dunkler Durchgang, und eine einzelne Laterne, die warmes Licht auf die Szene wirft. Als ich diesen Ort fand, wusste ich: Hier entsteht das Bild.
Die Inszenierung war präzise geplant. Mein Model trug einen langen Mantel und einen Zylinder – nicht als Kostüm, sondern als Silhouette, die sofort Assoziationen weckt. Die Bewegung war ruhig und kontrolliert, der Gang bewusst gewählt: nicht hastig, nicht posierend, sondern wie jemand, der in Gedanken versunken durch die Nacht schreitet. Die Kamera – meine Sony A7R II – war auf Augenhöhe positioniert, um die Perspektive eines zufälligen Beobachters zu simulieren.
Die Szene wurde bei natürlichem Licht aufgenommen, kurz nach Einbruch der Dunkelheit. Die Laterne war die einzige Lichtquelle, und genau das war gewollt: ein Spiel aus Licht und Schatten, das die Textur der Mauern und die feuchte Oberfläche des Pflasters betont. Die technische Umsetzung war auf diesen Moment abgestimmt – mit offener Blende, erhöhter ISO und einer Verschlusszeit, die die Bewegung leicht verschwimmen lässt.
Was das Bild besonders macht, ist nicht nur die Komposition, sondern die Atmosphäre: Es erzählt keine konkrete Geschichte, sondern öffnet Raum für Interpretation. Ist es ein Spaziergänger? Ein Ermittler? Ein Schatten aus der Vergangenheit? Jeder Betrachter bringt seine eigene Geschichte mit – und genau das war mein Ziel.
Ein inszenierter Augenblick, der wirkt wie ein Fundstück aus dem London des Jahres 1888. Nicht historisch korrekt, sondern emotional wahr.











Diskussionsbeiträge (9)
5 von 9 werden angezeigt