Der Moment, den Prag mir schenkte – Warum ich um 4:30 Uhr die Karlsbrücke betrat
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Der Wecker klingelt mitten in der Nacht
Es war noch dunkel, als mein Handy vibrierte. 4:00 Uhr. Draußen war alles still – sogar Prag schlief noch. Nur ich war wach, mit einem klaren Ziel: Ich wollte die Karlsbrücke erleben, bevor der Tag sie verschluckt. Ich hatte davon gelesen – von diesem magischen Moment zwischen Nacht und Tag, wenn die Stadt nur dir gehört. Und ich wollte ihn selbst spüren.
Mit meiner Kamera in der Hand und einem Thermobecher Kaffee im Rucksack machte ich mich auf den Weg. Jeder Schritt durch die schlafende Stadt ließ mich zweifeln: Lohnt sich das wirklich? Ich war allein, es war kalt, und ich hätte auch einfach weiterschlafen können. Aber dann bog ich um die Ecke – und sah sie.
Die Brücke. Leer. Friedlich. Atemberaubend.
Ich wählte einen Spot direkt am Brückengeländer. Tief angesetzt, um die Perspektive zu strecken. Die Linienführung war perfekt – sie zog den Blick mitten ins Bild. Und dann kam er: der Moment, in dem sich der Himmel färbte. Warmes Orange küsste das kalte Blau der Nacht. Die Laternen flackerten noch, als wüssten sie nicht, ob sie schon ausgehen dürfen.
Ich drückte ab – und wusste, das war er.
Was auf dem Foto so ruhig aussieht, war in Wahrheit ein Wettlauf. Das Licht veränderte sich minütlich. Die Schatten verschoben sich, die Farben kippten, die ersten Jogger kamen. Ich hatte vielleicht fünf Minuten, in denen alles stimmte: Stimmung, Licht, Perspektive, Einsamkeit. Danach war der Zauber verflogen.
Es ist nicht nur ein Sonnenaufgang über der Moldau. Es ist ein Zeugnis für Geduld, Planung und die Magie des frühen Aufstehens. Die Statue im Vordergrund wirkt wie ein stummer Wächter, der das Erwachen der Stadt beobachtet. Der Himmel erzählt vom Ende der Nacht. Und die leere Brücke? Sie ist ein Geschenk – für alle, die bereit sind, früh genug aufzubrechen.
Fazit – Manchmal lohnt sich das frühe Aufstehen wirklich
Ich hätte weiterschlafen können. Aber ich hätte diesen Moment verpasst. Dieses Bild erinnert mich daran, warum ich fotografiere: um Erinnerungen festzuhalten, die nur Augenblicke lang existieren. Und um zu zeigen, dass manche Orte ganz anders wirken – wenn man sie in ihrer stillsten Stunde besucht.
Diskussionsbeiträge (1)
Servus Marcel,
welch' Zufall, ich bin in der ersten Mai-Woche in Prag. Ich will auch die Karlsbrücke bei Sonnenaufgang fotografieren. Sehr interessant, dass die Laternen auf der Brücke an sind. Die Tourist-Info meinte, diese würden um 22 Uhr ausgeschalten.
Dir ist ein stimmungsvolles Bild gelungen, der rötlich-orange Himmel, die noch dunklen, aber bereits leicht angestrahlten Wolken. Auch die Linie der Laternen, die sich durch den Torbogen fortsetzt. Dafür stellt man sich doch gerne den Wecker. 🤗